Die Bezeichnung "Eskimo" ist ursprünglich eine Beleidigung: In der Sprache der kanadischen Indianer, die ihre Nachbarn im arktischen Norden meist nur aus Erzählungen kannten, bedeutet es "Rohfleischfresser". Die so Bezeichneten hatten sich allerdings, durch Schnee und Eis isoliert, jahrtausendelang für das einzige Volk auf Erden gehalten und nannten sich "Inuit" – ihr Wort für "Menschen". (Ein einzelner Mensch übrigens ist ein "Inuk".) Als wandernde Jäger in einem kargen, meist verschneiten Land sahen sich die Inuit als Einheit mit der Natur. Sie bildeten den Gegenpart zu den Tieren und den Geistern – nur ihre Schamanen konnten in Trance die Grenze zwischen diesen Daseinsformen überschreiten.
Andere Menschen trafen die Inuit erst, als Pelzjäger, Missionare und Walfänger im 17. Jahrhundert in den hohen Norden vorstießen.Sie brachten Metall, Jagdflinten und Salz – zusammen mit unbekannten Krankheiten und Alkohol. Über die Jahrhunderte hinweg wuchs die Zahl der Weißen immer mehr, und allmählich nahmen viele Inuit sogar ihre Wertvorstellungen an. Zahlreiche Inuit büßten ihre Hunde ein, überlebenswichtig für die Jagd und langen Wanderzüge. Und große Hungersnöte taten ein Übriges, so dass die meisten Inuit in den 50er Jahren ihre Iglus, Sommerzelte und ihre Unabhängigkeit gegen feste Siedlungen getauscht hatten